Stadt, Land, Ausbildung – der Ausbildungsort als entscheidender Faktor

Die Schule neigt sich dem Ende zu und du hast noch keine richtige Idee, was du werden willst? Dafür weißt du aber ganz genau wo du in Zukunft leben willst? Damit bist du nicht alleine: Viele suchen sich heute ihren Beruf nach einer zukünftigen Lebensvorstellung aus, statt sich gezielt eine Ausbildung zu einem bestimmten Beruf zu suchen. Denn tatsächlich führen viele Wege zum gewünschten Job und nicht jeder Weg ist von vornherein klar zu benennen. Aber auch mit einem örtlich gebundenen Ziel vor Augen kannst du einiges tun, um die Berufswahl einfacher zu machen.

Manchmal ist das Ziel nicht rein beruflich, sondern eher örtlich gesteckt.
Manchmal ist das Ziel nicht rein beruflich, sondern eher örtlich gesteckt. © Tama66 | Pixabay Publix Domain

Städte- statt Bildungskompass und ein Fähnchen auf der Landkarte statt dem Lesezeichen im Berufenet – manchmal ist der persönliche Weg eher an einen Ort als an einen Beruf gebunden und das ist auch völlig in Ordnung so. Letztendlich arbeitest du zwar gute 40 Jahre in dem Job, den du mit der Ausbildung eingeschlagen hast, häufig lebst du aber auch ein Leben lang dort, wo du diesen Beruf am besten ausüben kannst. Nicht jede Tätigkeit lässt sich dabei überall gleichgut finden, an manchen Standorten hingegen kannst du wirklich alles machen, was das Herz begehrt – so beeinflussen Beruf und Wohnort sich gewissermaßen gegenseitig.

Stadt oder Land? Vor- und Nachteile

Die Welt zieht in die Städte. Und so geht es auch vielen jungen Leuten, die nach der Schulzeit auf dem Land mit dörflicher Gemütlichkeit und der immer gleichen Einöde am Wochenende nur noch einen Wunsch haben: „Ab in die Großstadt!“ ist da der einzige Gedanke und mit ihm eröffnen sich viele neue Möglichkeiten. Denn tatsächlich ist das Ausbildungsangebot in großen Städten ganz anders als das auf dem Land, denn hier besteht das Repertoire oft aus ländlichen Berufen. Neben der Bäckerei, dem Landwirtschaftsbetrieb und dem Einzelhandel gibt es teilweise noch einen ortsansässigen Industriebetrieb, der neben dem dort angebotenen Beruf in der Produktion auch Industriekaufleute ausbildet. Eine Option, um die Stellenauswahl zu erhöhen ist, die Suche auf Nachbargemeinden und Städte auszuweiten. Während in der Großstadt vieles zentral bzw. leichter durch öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen ist, bist du auf dem Land meistens auf ein eigenes Auto angewiesen.

Die Auswahl an möglichen Ausbildungsberufen ist in der (Groß-)Stadt beinahe unendlich: So findet man in Berlin annähernd jeden Ausbildungsberuf, aber auch Weiterbildungsmöglichkeiten für Abiturienten, Berufstätige oder Einstiegsmöglichkeiten für Hochschulabsolventen. Eine Traineestelle zu finden ist so deutlich leichter als im ländlichen Raum, wo weniger Unternehmen ansässig sind, die Führungskräfte oder hochqualifizierte Angestellte suchen. Auch Lehrstellen für eher künstlerisch geprägte Ausbildungsberufe finden sich dort, wo es potenziell viele Kunden gibt: Werbeagenturen, die zum Mediengestalter ausbilden oder große Konzerne, die ein duales Studium für Digitale Medien im Programm haben, gibt es vorwiegend in der Großstadt.

Aber auch für eine Ausbildung auf dem Land sprechen so manche Vorteile und Argumente. Denn ist die Lehrstelle erst einmal gesichert, ist die Chance recht hoch, für lange Zeit im Unternehmen zu bleiben und dort auch nach der Ausbildung arbeiten zu können. Der Konkurrenzkampf ist in einer Stadt ungleich höher, da dort viele Menschen mit demselben Beruf leben. Außerdem kennst du vermutlich den einen oder anderen Mitarbeiter bereits vor Beginn deiner Ausbildung. Darüber hinaus musst du, wenn du vor Ort bei deinen Eltern wohnst, nicht umziehen, einen neuen Freundeskreis aufbauen und dich neu einleben. Für viele sind dies ausschlaggebende Argumente, die Heimat nicht zu verlassen.

 

Warum das mit der Stadt völlig in Ordnung ist – Argumente für deine Eltern

Ist dein Entschluss aber gefasst und du bist dir sicher, dass dein Weg in die Großstadt führt, gilt es, deine Eltern zu überzeugen. Während manche ganz gelassen reagieren, sind andere eher skeptisch und fürchten um ihr Kind. Dabei haben sie sicherlich nicht ganz Unrecht, denn das Leben in der Großstadt ist deutlich anders als das auf einem Dorf oder auch einer kleineren Stadt.

Zum einen ist das Leben anonymer, häufig kennen sich nicht einmal die direkten Nachbarn mit Namen. Zum anderen ist das Angebot viel größer: An jeder Ecken gibt es alle möglichen Läden und Geschäfte, aber auch Kneipen, Clubs und Bars. Sich hier etwas anderem als den wichtigen Dingen des Lebens zu widmen ist also durchaus verlockend. Deswegen ist es umso wichtiger, dass du bereits viel Verantwortungsbewusstsein bewiesen hast und deine Eltern wissen, dass sie dir vertrauen können.

Dazu kommt, dass du mindestens das 16. Lebensjahr vollendet haben musst, um überhaupt von zu Hause ausziehen zu dürfen – rein rechtlich gesehen. Und auch dann haben deine Eltern noch das Aufenthaltsbestimmungsrecht, was besagt, dass sie bestimmen dürfen, wo du lebst. Deine Eltern müssen also mit dem Auszug einverstanden sein und überdies den Mietvertrag mit dem Vermieter abschließen, da Jugendliche unter 18 Jahren keine Verträge ohne das Einverständnis der Eltern abgeschlossen werden dürfen.

Um sie davon zu überzeugen, solltest du dir einige stichhaltige Argumente überlegen. So kannst du dir z. B. bereits passende Ausbildungsplatzangebote raussuchen. Außerdem solltest du dich schon einmal darüber informieren, wie sich deine neue Wohnstätte finanzieren lässt. Dafür bekommst du natürlich ein Ausbildungsgehalt, des Weiteren kann unter gewissen Umständen auch Berufsausbildungsbeihilfe beantragt werden. Auch Fragen zum Transport, passenden Wohnlagen und deinem Weg nach der Ausbildung solltest du zumindest grob beantworten können – das macht deine Absichten glaubwürdig und zeigt deinen Eltern: „Ich möchte das wirklich und schaffe das auch.“

Wie du in die Stadt deiner Wahl kommst

Bevor aber der Umzugswagen gepackt werden kann, muss natürlich für alles gesorgt sein – sprich: Ausbildung und Wohnung müssen in trockenen Tüchern liegen. Das geht am besten über Besuche vor Ort, bei denen sowohl die Stadt näher unter die Lupe genommen wird, als auch Kontakte zu zukünftigen Arbeitgebern geknüpft werden. Das sollte bereits frühzeitig auf deinem Plan stehen. Begehrte Lehrstellen werden häufig bereits ein ganzes Jahr vor Ausbildungsbeginn ausgeschrieben. Berufsbildungsmessen am Wunschort helfen bei der Orientierung und vermitteln außerdem einen persönlichen Eindruck vom Unternehmen – und im besten Fall behält dich das Unternehmen, bei dem du dich anschließen bewerben möchtest auch schon einmal in Erinnerung. Überdies kann es allerdings nie schaden, einen Plan B zu haben. Das heißt, dass du definitiv mehr als eine Bewerbung rausschicken solltest und dir auch überlegen könntest, welcher Ort eine Alternative zu deiner Nummer eins darstellen würde, wenn es nicht alles so klappt wie gewünscht.

Hast du dann den Ausbildungsplatz ergattert, geht es an die Wohnungssuche. Natürlich kannst du dich nach kleinen Appartements umschauen, aber gerade für junge Stadtneulinge lohnt sich die Orientierung an einer Wohngemeinschaft. Das wird auch deine Eltern beruhigen, denn in einer WG wohnen gleich mehrere Leute, die neben Gesellschaft auch Rat und Tat bieten und außerdem ein Auge auf dich werfen können. Idealerweise informierst du dich vorab, wie das Leben in einer WG abläuft. Der erste Eindruck ist zumeist entscheidend und für das Gespräch mit den potenziellen Mitbewohnern lohnt es sich gut informiert zu sein.

Wenn du gut vorbereitest an dein Projekt „Meine Stadt, meine Bildung“ herangehst, kommst du sicherlich dort an, wo du immer schon hinwolltest. Wichtig dabei sind vor allem Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und Vertrauenswürdigkeit. Denn mit diesen Eigenschaften lassen sich deine Eltern am ehesten von deinem Traum überzeugen.

Folgendes könnte dich auch interessieren


Eigenverantwortlich zu besserer Arbeitsmarktfähigkeit
Eigenverantwortlich zu besserer Arbeitsmarktfähigkeit

Eigenverantwortung ist nicht nur in Bezug auf die Aufgabenerfüllung während deiner Ausbildung und der anschließenden Berufstätigkeit gefragt, sondern auch hinsichtlich der Dinge, die du selbst für deine Arbeitsmarktfähigkeit tun kannst. Denn selbst, wenn du in deinem Job gut zurechtkommst und diesen gerne ausübst, solltest du dir in regelmäßigen Abständen die Zeit nehmen, deine aktuelle berufliche Situation zu hinterfragen.

Employability – fit für den Arbeitsmarkt ein Leben lang
Employability – fit für den Arbeitsmarkt ein Leben lang

In der deutschen Übersetzung verbirgt sich hinter dem Begriff „Employability“ die sogenannte Arbeitsmarktfähigkeit. Jetzt könntest du dich fragen, inwieweit dich das überhaupt betrifft, immerhin erlernst du doch alle Fähigkeiten, die für das Berufsleben relevant sind, während deiner Ausbildung? Das ist nur zum Teil richtig. Was außer deinem beruflichen Fachwissen noch eine Rolle spielt, stellen wir dir heute vor.

Wie du die Zeit zwischen Abitur und Studium sinnvoll nutzen kannst
Wie du die Zeit zwischen Abitur und Studium sinnvoll nutzen kannst

Nicht immer ist dein gewünschtes Studienfach direkt im Anschluss an dein Abitur verfügbar, oder du benötigst einfach noch etwas Zeit, um dich endgültig für oder gegen ein Studium zu entscheiden. Wodurch auch immer die Lücke zwischen Schule und deiner weiteren Ausbildung entsteht - wenn du die Zeit sinnvoll nutzt, ist so ein "Gap Year" eine echte Chance für deine persönliche Entwicklung und deine spätere berufliche Karriere!

Chatte mit uns

Leider ist gerade kein Experte verfügbar. In der Zeit von 8 bis 17 Uhr (montags bis freitags) kümmern wir uns schnellstmöglich um deine Anfrage. Bitte beachte die Feiertage in Nordrhein-Westfalen.

Folgende Links helfen dir vielleicht weiter:

Jetzt registrieren